KW 7: Zufälle und warum du darauf verzichten solltest

Zufälle sind ja schon im echten Leben eine Sache, bei denen die Meinungen auseinandergehen. Die einen glauben daran und die anderen sind felsenfest davon überzeugt, dass nichts im Leben durch Zufall passiert. Aber wie ist das eigentlich bei Büchern?

Schon mal ein Buch gelesen, wo es richtig spannend wurde, die Situation unlösbar schien – und dann plötzlich die Lösung in Form eines riesigen Zufalls aufgetaucht ist? 

Das ist doch irgendwie unbefriedigend, man fiebert seitenlang darauf hin, dass alle Fäden zusammenlaufen, rätselt vielleicht sogar selbst mit und dann passiert etwas, das man überhaupt nicht erwartet hat, weil es im Grunde nichts mit der Geschichte zu tun hat. Ja, überrascht ist man da als Leser vielleicht, aber ob das wirklich so positiv ist, das wollen wir diese Woche klären.

Ich habe drei Gründe für dich, die dafür sprechen, dass du in deinen Büchern auf Zufälle verzichten solltest. Das klingt vielleicht erstmal extrem. Ein kleiner Zufall tut doch niemandem weh… wenn du wissen willst, warum du aber auch damit deiner Geschichte keinen Gefallen tust, dann lies hier weiter.

  1. Du nimmst dir selbst die Chance auf Spannung

Wir haben ja schon mal ausführlich über Konflikte gesprochen und warum diese so wichtig für die Spannung einer Geschichte sind. Wenn jeder Konflikt aus dem Nichts gelöst werden kann, dann verliert dein Leser ganz schnell das Interesse.

  1. Sympathie

In der Regel möchten wir, dass unsere Leser mit unseren Charakteren mitfühlen, in guten wie in schlechten Zeiten. Gerade wenn es mal nicht so gut läuft, stehen wir unseren Helden doch besonders gern bei, wenn durch bloßen Zufall dann plötzlich wieder alles gut wird, sind wir dann eher irritiert als erleichtert. Im echten Leben läuft das schließlich auch nicht so.

  1. Anspruch

Verkauf deine Leser nicht für blöd. Man merkt es schließlich, wenn ein Autor es sich „leicht macht“. Ja, Bücher schreiben ist hart und manchmal hat man auch einfach keine Lust oder eine Schreibblockade, aber auch da heißt es: Dran bleiben! Deine Leser werden es dir danken.

Wir Autoren machen es unseren Charakteren nun wirklich häufig nicht leicht. Wir stellen sie immer wieder vor scheinbar unlösbare Situationen und meistens leiden unsere Leser dann gleich mit.

Ein gutes Buch muss einen schließlich fesseln und durch alle Hochs und Tiefs mitnehmen. Da liegt der Gedanke doch gar nicht so fern, mal ein bisschen nachzuhelfen, damit die nächste positive Wendung ein bisschen schneller kommt.

Allerdings kann man dabei schnell vergessen, dass gerade Authentizität etwas ist, was besonders viel Nähe zwischen dem Charakter und dem Leser aufbaut und wenn dein Protagonist jede schwierige Situation durch Zufall meistert, dann fühlt sich das einfach nicht verdient an.

Wir kennen es alle, wir hängen stundenlang an dieser einen verfluchten Szene fest und die richtigen Worte wollen sich einfach nicht in unserem Kopf formen, da ist man natürlich frustriert und sucht nach der schnellen Lösung. Da heißt es dann, erstmal tief durchatmen.

Wenn du mal nicht weiter weißt, ist das halb so schlimm. Gib dich aber nicht mit der erstbesten (zufälligen) Lösung zufrieden, sondern sprich mit anderen über die Problemstelle.

Ich bin mir sicher, deine Lektorin oder Vertrauensperson hilft dir gern! Wenn du niemanden hast, mit dem du dein Manuskript besprechen kannst, kannst du gern einen meiner Services nutzen. Mehr Infos dazu findest du auf meiner Website.

Zum Abschluss habe ich noch einen uralten Spruch für dich, den du bestimmt schon tausend Mal gehört hast, aber gerade in diesem Kontext nicht wahrer sein könnte: 

Der Weg ist das Ziel.

Wenn Autoren behaupten, es mache keinen Unterschied, ob Charaktere ihr Ziel aus eigener Kraft erreichen oder „vom Schicksal“ ein wenig Unterstützung bekommen, dann kann ich nur sagen:

Doch! Es macht einen Unterschied. Natürlich ist es okay und manchmal unvermeidbar, dass die „gute Fee“ im Hintergrund ein wenig nachhilft. Aber der Leser sollte nie das Gefühl bekommen, dass zu wenig Arbeit in die Ausarbeitung gesteckt wurde.